Neues Selbstbewusstsein durch Bilder

Neues Selbst(Bewusstsein) durch Fotografie

 

 

 

Wenn die meisten das Wort „Fotografie“ hören, wollen sie am liebsten schnell in die andere Richtung rennen.  Und ich kann es verstehen. Der durchschnittliche Mensch ist es nicht gewohnt im Mittelpunkt zu stehen, trotz Social Media und Co. Ja, wir sind da alle unterwegs, aber wie viele sind Influencer und professionelle Rampensäue und es gewohnt sich selber zu sehen und zu präsentieren? Dann doch eher die wenigsten.

 

 

 

Dennoch kann Fotografie, wenn richtig ausgeführt, so viel für einen selbst tun – vor allem für uns Frauen.

 

 

 

Sind wir doch mal ehrlich: Wir hassen eigentlich nur deswegen Bilder von uns, weil wir für unser Verständnis „nicht schön“ oder „vorteilhaft“ darauf abgebildet sind. Nicht jede Aufnahme von uns entsteht durch einen professionell ausgebildeten Fotografen. Oft sind es mit dem Smartphone aufgenommene Schnappschüsse. Und so eine Handykamera kann viel, aber eben dem, der fotografiert nicht sagen, wie er das Smartphone am besten hält für den besseren Winkel oder welche Pose für das Model am besten wäre.

 

Dazu kommt noch, dass wir alle mit den Schönheitsidealen der 80er, 90er und 00er Jahre aufgewachsen sind. Damals wurde uns beigebracht, dass eine Frau mit Falten am Bauch hässlich ist oder eine Größe 40 als dick gilt. Unser Gehirn hat gelernt, was wir „schön“ zu finden haben und was nicht. Beziehungsweise hat uns die Marketingindustrie das wunderbar beigebracht. Und Frauen mit einer Speckfalte am Bauch, mit Falten im Gesicht oder grauen Haaren gehören absolut nicht dazu. Und warum? Weil sich sowas eben nicht lukrativ verkaufen lässt. Im Umkehrschluss aber Produkte zur Optimierung schon.

 

 

 

Auch jetzt noch im Jahr 2024. Wir sind aufgeklärter, haben Body Positivity und trotzdem sind die Menschen auf Social Media trendy, die den perfekte Körper und das perfekte Leben haben. Und klar, es sieht ja auch schön aus im ersten Moment.

 

 

 

Ich gebe offen zu, am Anfang meiner Karriere als Fotografin bin ich auch in diese Falle getappt und glaubte, dass nur Menschen zu mir kommen wollen, die eh schon perfekt sind. Als Plus-Size Frau glaubte ich auch immer, ich dürfte gar nicht verlangen ein Bild von mir zu haben, auf dem ich mich schön finde und habe mich selbst auch lange nicht vor die Kamera getraut. Mein Körperbau war und ist eben so wie er ist mit einer großen Brust, Sanduhrfigur und somit auch einem breiteren Hintern und dicken Oberschenkeln. Das Gewicht schwankt über die Jahre auch immer wieder hin und her. Und obendrein bin ich dann auch noch 178 cm groß, eigentlich zu groß für eine Frau, aber das hab ich dann tatsächlich nicht kontrollieren können. Aber ich habe gelernt, dass mich all das doch gar nicht ausmacht. Auch wenn es abgedroschen klingt, die inneren Werte zählen und mein Umgang mit anderen Menschen.

 

 

Es hat auch bei mir ein bisschen gedauert zu lernen, dass gerade Frauen, die nicht dem Schönheitsideal entsprechen, fotografiert und gesehen werden wollen. Sie wollen auch „perfekte“ Bilder von sich haben, auf denen sie sich selbst lieben können. Jeder von uns will sich von seiner schönsten Seite zeigen und macht aber leider genau die gegenteilige Erfahrung. Viele meiner Kundinnen haben mir schon erzählt, dass sie es früher einmal versucht haben fotografiert zu werden und erst einmal von oben bis unten gemustert wurden und irgendein blöder Spruch dann entgegengeflogen kam. In meinen Augen einfach unmöglich und ein ganz schlechter Einstieg für ein Fotoshooting. Denn dann bist du doch gleich entmutigt und kannst gar nicht entspannt bei der Sache sein. Und das sieht man leider dann hinterher auf den Bildern.

 

 

Wann der Punkt und die Erleuchtung kam, kann ich gar nicht mehr sagen, aber ich habe einfach gemerkt, dass ein „schlechtes“ Bild niemals am Model liegt, sondern immer am Fotografen, der sein Handwerk nicht zu 100% beherrscht. Denn Fotografie ist nicht nur eine Kamera und das Licht zu bedienen. Man muss auch den Menschen davor sehen und mit ihm eine Verbindung eingehen. Ihm zuhören. Anleiten und zeigen, wie die Vision im Kopf des Künstlers aussieht. Dazu gehört dann natürlich auch ein Verständnis von Anatomie und welche Posen möglich sind.

 

 

Natürlich gehört auch ein bisschen Mut dazu ein Fotoshooting für sich selbst zu buchen. Man macht es für sich selbst und das allein kann schon manchmal schwierig werden, denn auch das ist leider ein Glaubenssatz, der uns Frauen aufgedrängt wurde, dass wir nichts nur für unseren eigenen Nutzen oder Spaß machen dürfen. Aber ich bin froh, dass sich immer mehr Frauen dazu entscheiden, diesen Schritt zu gehen. Und ich rede da nicht von Frauen in den Zwanzigern, oh nein! Gerade Frauen in den Vierzigern und Fünfzigern freuen sich endlich befreit zu sein und sich zu zeigen. Denn gerade dieses Alter ist in den Medien so gut wie nicht mehr repräsentiert und verschwindet ganz still und heimlich und wird in den Hintergrund gedrängt. Dabei geht das Leben in diesem Alter erst so richtig los! Sie haben ein neues Körpergefühl, sie haben angefangen wieder Sport zu machen und auf ihre Ernährung zu achten, die Kinder sind groß und unabhängig und diese Frauen wissen einfach was sie wollen. Sie haben schon so viel erlebt und jetzt sind sie bereit das Leben zu genießen.

 

 

Und es reicht eine einzige gute Erfahrung, um alle Selbstzweifel über Bord werfen zu können. Denn wenn ich ein einziges Mal ein Hammerbild von mir an der Wand hängen habe und dieses jeden Tag sehe, dann werde ich auch jeden Tag daran erinnert, wer ich tatsächlich bin. Mit allen Facetten und guten und „schlechten“ Seiten. Diesen Effekt habe ich zu hundertfach bei mir im Studio erlebt und schon viele Frauen davon überzeugen können, dass sie ein Abbild von sich lieben können und vor allem auch dürfen. Deswegen ist man dann nicht gleich ein Narzisst oder Eingebildet, sondern einfach stolz darauf, so zu sein, wie man ist. Sich anzunehmen, wie man ist. Zu wissen, tief innen drin, dass man perfekt ist und gut und es niemandem beweisen muss.

 

Man weiß es einfach.

 

 

Dieser Artikel ist in der Zeitschrift "Happy Me" (Ausgabe 3) erschienen

 

 

 

 

 

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